These: Europas Führungskräfte sind oft nicht das Rückgrat, sondern das Bremsklotzsystem ihrer Unternehmen
Ein bisschen spitz formuliert? Sicher. Aber wenn der Führungsalltag aus Defizitprotokollen, Kompetenzrastern und Wohlverhaltensnoten besteht, dann ist nicht der Mitarbeitende das Problem - sondern das System. Genauer gesagt: die Führungskultur.
Aktuelle Daten aus dem "Gallup State of the Global Workplace Report 2024/2025" sind so deutlich, dass man fast lachen möchte - wenn es nicht so traurig wäre:
Ja, richtig gelesen: Europa ist globales Schlusslicht beim Mitarbeiterengagement. Und Gallup spart nicht mit Ursachenforschung: Schuld sei - Trommelwirbel - die Führungskultur. Genauer: "poor leadership and people management". Oder wie wir in Europa sagen: strukturierte Personalentwicklung.
Von der Schule bis zum Jahresgespräch wird fleißig dokumentiert, worin man nicht glänzt. Stärken? Kommen meist irgendwo zwischen dem dritten und vierten Absatz der PowerPoint-Folie vor - in Schriftgröße 9.
Das Prinzip: Lücken schließen statt Leuchten lassen.
Das Ergebnis: Dienst nach Vorschrift, innere Kündigung, Talentverschleiß mit System.
Mit Donald Clifton hat Buckingham das Prinzip der stärkenorientierten Führung salonfähig gemacht - zumindest jenseits des Atlantiks.
Das Stärkenmodell in 4 einfachen Schritten:
1) Talente erkennen - und zwar die echten, nicht nur die aus dem Kompetenzkatalog.
2) Rollen stärkenorientiert besetzen - nicht nach Verfügbarkeit, sondern nach Wirkung.
3) Check-ins statt Checklisten - kurz, regelmäßig, fokussiert auf Flow und Freude.
4) Schwächen? Ja, gibt's. Aber sie dürfen nicht das Steuer übernehmen.
📈 Studien zeigen: Wer so führt, hat produktivere Teams, weniger Fluktuation, weniger Krankentage. Und - Überraschung! - zufriedenere Mitarbeitende.
Aspekt | USA | Europa |
Führungsansatz | Potenzial entfalten | Abweichung minimieren |
Entwicklungsgespräche | kurz, agil, stärkenbasiert | lang, formalisiert, defizitorientiert |
Fehlerkultur | Lernchance | Risikofaktor mit Eskalationsprotokoll |
Engagement-Level (Gallup) | ~32% engagiert | 13% engagiert (globales Schlusslicht) |
Die Crux: Während US-Unternehmen Mitarbeitende wie Talente behandeln, tun europäische Führungskräfte oft so, als wären Mitarbeitende vor allem Risiken - die es zu kontrollieren gilt.
1. Denken Sie Führung neu
Nicht jeder muss alles können. Aber jeder sollte das tun dürfen, was er am besten kann.
2. Nutzen Sie Stärkeninterviews oder Tools wie CliftonStrengths
Keine Sorge, die sind DSGVO-konform und haben mit Esoterik so viel zu tun wie Ihre Controlling-Abteilung mit Improtheater.
3. Fragen Sie im nächsten Check-in:
"Was hat dich letzte Woche begeistert?" statt:
"Welche KPI hast du um 2,4 % verfehlt?"
4. Organisieren Sie Projektteams nach Wirkung - nicht nach Hierarchie
Mut zur Passung statt Treue zum Organigramm.
Europas Führung hat die Wahl: Entweder weiterhin brave Mittelmäßigkeit mit exzellent dokumentierten Defiziten. Oder echter Fortschritt durch stärkenorientiertes Denken - ganz ohne Performance-Kleister.
Denn: "Kein Mensch kann alles - aber jeder kann etwas richtig gut."
- nach Marcus Buckingham.
PS: Und falls Sie dachten, das mit den Stärken sei ein neumodisches Managementspielzeug:
In der ältesten bekannten Höhlenmalerei der Welt - aus Leang Karampuang in Indonesien - haben sich Menschen bereits vor über 51.000 Jahren eine visuelle Strategie überlegt, um Stärken zu zeigen: Sie malten sich einfach Tierköpfe auf.
Keine PowerPoint, keine Persönlichkeitsprofile, keine teuren Tools. Stattdessen:
Die Szene zeigt drei therianthrope Gestalten (halb Mensch, halb Tier), die gemeinsam mit einem Wildschwein in Aktion treten. Vielleicht Jagd, vielleicht Ritual - ganz sicher: Rollenverteilung auf Basis individueller Stärken.
Wer den Tigerkopf trug, war wohl nicht für die Kommunikation zuständig - sondern für Mut, Angriff oder Tempo.
Und damit wären wir wieder beim Thema: Stärken sichtbar machen, Aufgaben nach individuellen Fähigkeiten verteilen - und nicht versuchen, aus jedem ein Universaltalent zu machen.
Frage an Sie:
Welches Tier würden Ihre Kollegen an Ihre Stirn malen, wenn es nur nach Ihrer Stärke ginge?
(Wir hoffen: nicht das Faultier. Es sei denn, Ihr Job ist Entschleunigungstrainer.)